Ich war dieses Jahr zum ersten Mal auf der Leipziger Buchmesse und möchte euch hier an meinen Erfahrungen teilhaben lassen. Besonders schön war, dass ich meinen ersten Messebesuch als Aussteller erleben durfte.

Die Leipziger Buchmesse (LBM) ist die zweitgrößte deutsche Messe für Bücher und damit ein fester Bestandteil im Kalender vieler Leser und Autoren. Nachdem ich nun ein paar Mal in Frankfurt war (was für jemanden mit Familie im Rheingau eben praktischer ist), wollte ich auch wissen, wie es in Leipzig so ist. Glücklicherweise hatte der Verein Schweizer Phantastikautoren, bei dem ich Mitglied bin, die gleiche Idee. So war schnell klar, dass ich im Organisationskomitee sein und unsere Teilnahme mit gestalten würde.

 

Unterschiede zu Frankfurt

Die Wurzeln der beiden Messen sind unterschiedlich und so gibt es auch heute noch deutliche Unterschiede in ihrer Ausrichtung und ihrem Zielpublikum. Die Frankfurter Buchmesse (FBM) gibt es seit 1949 und sie startete als eine reine Fachmesse für Verlage und ist auch heute noch stärker auf Fachpublikum ausgerichtet. den fünf Messetagen sind nur zweieinhalb für allgemeine Besucher zugelassen. Am Messe-Mittwoch und -Donnerstag, sowie am Freitagmorgen dürfen nur Fachbesucher auf das Messegelände. Die Standmiete in Frankfurt ist etwas höher als in Leipzig, was dazu führt, dass sich die Teilnahme für kleine Verlage, Vereine oder Selfpublisher oft nicht lohnt.

Die Leipziger Buchmesse findet traditionell im Verbund mit der Manga-Comic-Con, der Leipziger Antiquariatsmesse und dem europäischen Lesefest „Leipzig liest“ statt. „Leipzig liest“ ist eine Veranstaltungsreihe, an der zahlreiche Lokale im Stadtgebiet von Leipzig mit Lesungen, Parties und Themenabenden teilnehmen. Die Messe erstreckt sich also genau genommen über die ganze Stadt. Die Manga-Comic-Con bereichert die Messe mit einer ganzen Halle voller Kunst – oft von den Künstlern selbst verkauft – und einer ganzen Menge aufwendig kostümierter Besucher. Die gibt es zwar auch in Frankfurt, aber nicht in diesen Massen. Die Leipziger Buchmesse ist vorrangig eine Besuchermesse und an allen Tagen für alle Besucher geöffnet. Große Verlage und Interessenvertretungen findet man hier genauso wie in Frankfurt, aber darüber hinaus sind die Standmieten niedrig genug, dass sich eine Teilnahme auch Einzelpersonen, Vereine, oder Kleinverlage lohnt.

Ich persönlich finde die LBM attraktiver, weil es hier mehr Vielfalt gibt. Die Leute an den Ständen sind oft selbst Autoren, oder anderweitig Kulturschaffende und man kommt schnell mit ihnen über ihre Werke ins Gespräch. In Frankfurt findet man an den Ständen eher Menschen in Geschäftsfunktionen. Wenn man kein Geschäftspartner ist, gibt es oft wenig Berührungspunkte mit diesen Teilnehmern.

 

Was es alles braucht

Zu den Dingen, die bei der Organisation zu berücksichtigen sind, gehören:

– Stand mieten (wir hatten einen Eckstand der zweitkleinsten Kategorie)

– Bücher verschicken (Bücher können mit DHL an die Messe geschickt und dort von der Messe-Orga direkt an den Stand geliefert werden)

– Stand-Dekoration abstimmen und mitbringen

– Zahlungssystem organisieren (Kleingeld für Kasse und SumUp für Kartenzahlung, bei den Preisen für die Bücher muss die Buchpreisbindung beachtet werden. Die Messe-Orga macht Testkäufe)

– Standdienst absprechen (mit 15 Teilnehmern, die alle auch zwischendurch Lesungen und Panels haben, ist das keine einfache Sache, aber am Schluss hatte ich eine Lösung, mit der alle zufrieden waren)

– Hotel (Wir hatten eine WG in einer über AirBnB gemieteten Wohnung)

– Zugticket

Wir aus der Schweiz hatten bei all diesen organisatorischen Überlegungen noch einen zusätzlichen Schwierigkeitsgrad, weil wir uns mit dem Zoll an der Grenze, der Umrechnung unserer Buch-Preise in Euro und den damit zusammenhängenden technischen Schwierigkeiten mit SumUp auseinandersetzen mussten. Das ist sicher für deutsche Autoren leichter. Generell empfehle ich allen Autoren, die in Leipzig Bücher verkaufen wollen, eine Möglichkeit zur Kartenzahlung zu organisieren. Denn es ist schade, wenn man ein Buch nur nicht verkauft, weil der Besucher kein Bargeld dabei hat.

Zu Bedenken ist auch, dass es an jedem Stand die Möglichkeit zur Lagerung von Büchern gibt. Wenn man, wie wir, fast 30 verschiedene Titel zur Auswahl hat, wird es aber nicht leicht, dort alles vorrätig zu haben. Ein externes Lager, zum Beispiel im Hotel, ist daher sinnvoll.

 

Panels und Lesungen

Es lohnt sich auf jeden Fall, ein Panel oder eine Lesung zu beantragen. Bei dem Stand waren zwei Slots inklusive, alle Weiteren sind kostenpflichtig. Ich hielt meine Lesung an der Phantastischen Leseinsel direkt neben unserem Stand und viele der Zuhörer waren so begeistert, dass sie gleich mit an den Stand kamen und mein Buch kauften.

Statt einer Lesung kann man auch ein Panel anmelden, in dem man über ein bestimmtes Thema diskutiert. Von unserem Verein war das einmal „Gemeinsam besser schreiben“, eine Diskussion über die Vorzüge der Mitgliedschaft in Schreibvereinen oder Interessenvertretungen. Das zweite Panel hieß „Schweizer Phantastik“ und ließ jene Autoren zu Wort kommen, die Sagen und Legenden aus ihrer Heimat in ihren Büchern verarbeitet haben.

 

Fazit

Mit 100 verkauften Büchern (21 davon von mir ), war die Messe sowohl für den Verein, als auch für mich persönlich ein voller Erfolg. Neben unseren Buchverkäufen und den vielen netten Menschen, die an unseren Stand kamen, hatten wir auch die Möglichkeit, unser Netzwerk zu erweitern. Wie oben schon gesagt, kommen in Leipzig ganz viele Büchermenschen zusammen und man knüpft ganz schnell Kontakte zu gleichgesinnten Autoren, Interessenverbänden, Vereinen und auch Buchbloggern. Ich konnte hier nicht nur viele neue Freunde finden, sondern auch Kooperationen für mein Buchmarketing aufbauten. Für einen Verein ist eine Teilnahme an der Messe schön, weil man die Möglichkeit bekommt, mehr Zeit mit den Vereinskollegen zu verbringen, sie besser kennenzulernen und sich die Standdienste zu teilen.

Michelle Weber – RheinWeinFeder