Als Theaterautorin auf der Bühne beim Schön-Hier-Festival.
Von Bärbel Nisch
Als ich mein Stück „Im Norden von Bellikö“ zum ersten Mal im Frankfurter Autorentheater gesehen habe, war das ein echter Gänsehaut-Moment. Das Licht, die Schauspieler, der dunkle Saal und das Publikum – einfach fantastisch. Dazu die Spannung, was Inszenierung und Interpretation aus meinem Stoff wohl machen würden. Ich war sehr glücklich an diesem Abend. Es ist ein großartiges Gefühl, zu hören, wie die eigenen Sätze gesprochen, die eigenen Songs gesungen werden, und zu erleben, wie die Zuschauer in den Bann der Vorführung gezogen werden.
Und dann kam das Schön-Hier-Festival in Lorch, bei dem wir als Rhein-Wein-Feder-Autoren und Autorinnen die Gelegenheit hatten, im wunderschönen Hilchenkeller unsere Texte zu präsentieren. Erst dachte ich: Na gut, dann lese ich einfach wieder etwas aus unserer sehr unterhaltsamen „Auslese“-Anthologie. Doch plötzlich war da dieser Einfall: Warum nicht auch in Lorch mein Anti-Kriegs-Stück präsentieren? Das Thema ist ja leider weiterhin aktuell. Oder sogar mehr denn je.
Also bat ich meinen Partner Stephan Reinbacher, von der Musik, die er für „Im Norden von Bellikö“ geschrieben hat, ein paar Playbacks einzuspielen. Und ich überzeugte meine Tochter Fio davon, ein Lied aus dem Stück für einen Live-Auftritt einzustudieren. Beide sagten „ja“. Und ich war begeistert – bis ich mich daran machte, die Bühnenfassung so zu kürzen und zusammenzufügen, dass sich ein stimmiges Bild für die Zuhörer in Lorch ergab. Ich musste Erzählstrecken ergänzen, weil ja keine Schauspieler vor Ort waren. Und über, die Sätze so zu sprechen, wie meine Charaktere sie präsentieren sollen.
Bei dieser Gelegenheit wuchs mein Respekt vor der Arbeit der Regisseure und Darsteller in Frankfurt. Manchmal so sehr, dass ich beinahe aufgegeben hätte. Aber nun hatte ich das Projekt begonnen und wollte auch nicht kneifen.
Wie viele Versionen ich in mein IPad gehackt habe, weiß ich schon nicht mehr. Aber schließlich war ich zufrieden, und wir begannen, unsere kleine Show zu proben. Wobei wir merkten: Auch das ist gar nicht so einfach. Mal kam die falsche Musik, mal der falsche Text, mal war ich zu laut, mal das Klavier.
Als wir am 23.8. endlich mit Laptop, Mischpult, Kabeln und Text nach Lorch fuhren, war ich fast so aufgeregt wie bei der ersten Premiere meines Stückes. Aber ich glaube wirklich, es hat sich gelohnt.
Die Botschaft von „Im Norden von Bellikö“, dass der Krieg unser Leben, unsere Liebe und unsere Zukunft zu zerstören im Stande ist, kam auch in der neuen Fassung an. Das Schicksal der Männer und Frauen, die Brutalität, Terror und Gewalt erleben müssen, ebenso. Für mich war es tatsächlich eine zweite Premiere. Und die Erkenntnis, dass es mehr als einen Weg gibt, mein Theaterstück zu präsentieren.
Einen kleinen Einblick gibt der Video-Zusammenschnitt.