Eine gut gelaunte Frau schreitet über den Schulhof zu dem Taxi, das gerade eben vorgefahren ist. Die Frau heißt Maja Nielsen und liest heute in der Rüdesheimer Hildegardisschule ihr neues Jugendbuch „Der Tunnelbauer. Ein Zeitzeugeninterview“. Aus dem Taxi steigt ein gesetzter, ergrauter Herr. Das ist Joachim Neumann, der Zeitzeuge Achim, dessen Erlebnis die Buchautorin niedergeschrieben und zum Roman verarbeitet hat. Die Geschichte, die das Duo Nielsen/Neumann den Zehntklässlern der integrierten Gesamtschule präsentieren und vorlesen wird, ist schnell erzählt:

Achim lebt im Jahr 1961 in Berlin. Sein Leben scheint perfekt: Das Abitur hat er in der Tasche, einen Studienplatz sicher und Chris, das Mädchen seiner Träume scheint ihn auch zu mögen. Doch über Nacht ändert sich alles. Mit dem Bau der Mauer verschärft das DDR-Regime die Isolation. Misstrauen, Verfolgung und Verhaftungen werden zur Norm. Als einer seiner Freunde aus nichtigem Anlass ins Gefängnis kommt, fasst Achim einen schweren Entschluss: Er will raus aus Ostberlin, muss aber seine Liebsten zurücklassen. Drüben angekommen, setzt er alles daran, Menschen aus der DDR bei ihrer Flucht zu unterstützen. Gemeinsam mit anderen Helfern gräbt er Tunnel von West- nach Ostberlin – in ständiger Angst, von der Stasi entdeckt zu werden, und voller Hoffnung, Chris eines Tages wiederzusehen.

„Der Tunnelbauer“ ist Maja Nielsens 29. Jugendroman. Sie selbst bezeichnet sich als Sachbuchautorin. Ihre Mission ist es, Geschichtswissen für Heranwachsende unterhaltsam und oft auch spannend zu vermitteln. Dazu bedient sie sich realer Lebensgeschichten von Persönlichkeiten, die sie ihren Protagonisten im Roman auf den Leib schreibt. Joachim Neumann ist eine solche Persönlichkeit. Tatsächlich war Neumann Anfang der 1960er Jahre aus der DDR geflohen. In Westdeutschland schloss er sich einer Gruppe von Studenten an, die gemeinsam Fluchttunnel von West- nach Ostberlin gruben.

Nielsen, die derweil im hessischen Rosbach v.H. lebt, ergänzt ihre „Sach-Romane“ stets mit Arbeitsmaterialien wie Unterrichtsleitfäden für Lehrkräfte und Arbeitshefte für Schüler. Der Verlag unterstützt das Marketing mit Videos und Fotografischen Hintergrundberichten. Dass eine solche Art der schriftstellerischen Tätigkeit auch kommerziell lukrativ sein kann, zeigen die Verkaufszahlen von Maja Nielsens Romanen. Wie sie mir im Vertrauen verrät, können die auch durchaus mal 6stellig sein. Mehr Infos: https://majanielsen.com